Marie_pfofilbild.JPG

WILLKOMMEN!

SCHÖN, DASS DU DEN WEG AUF MEINE SEITE GEFUNDEN HAST. MEINE LEIDENSCHAFT GEHÖRT DEM NÄHEN IM ALLGEMEINEN UND DEM QUILTEN IM BESONDEREN. HIER MÖCHTE ICH BEIDES MIT EUCH TEILEN. 

Anfängerprojekt: Pyjamahose nähen

Anfängerprojekt: Pyjamahose nähen

Als Nähanfänger ist man oftmals verunsichert. Man hat schon erste einfache, kleinere Projekte wie zum Beispiel Kissenhüllen oder Beutel gemeistert und dabei seine Nähmaschine kennengelernt. Jetzt würde man aber endlich gerne mal das erste Kleidungstück nähen. Das war ja schließlich der Grund, warum man überhaupt mit dem Nähen angefangen hat, nicht wahr? Falls Ihr diese Gedanken kennt, habe ich einen Tipp: probiert es mit einer Pyjamahose. Ihr könnt Euch an einem ersten Kleidungsstück probieren und falls es nicht hübsch wird... wen stört es? Eine Pyjamahose war übrigens auch das erste Kleidungsstück, welches ich genäht habe. Erst eine für mich, dann eine weitere für meinen Mann. Inzwischen ist sein Exemplar kaputt gegangen, was aber nicht an meinen Nähkünsten liegt sondern daran, dass sie zu seinem Lieblingskleidungsstück wurde und er nichts anderes mehr tragen wollte... okay ich übertreibe. Jedenfalls bat er mich darum, ihm eine neue zu machen. Und ich dachte mir: "Perfekt für ein erstes Tutorial." Lasst uns also beginnen. Ihr benötigt folgende Zutaten, außerdem das übliche Nähwerkzeug:

Ein Schnittmuster (ich verwende Butterick B5153) , einen gewebten Baumwollstoff (den sich mein Mann selbst ausgesucht hat ...), passendes Nähgarn und einen Elastic-Bund (25 mm breit; wichtig: "non-slip", damit das Gummi sich nachher im Bund nic…

Ein Schnittmuster (ich verwende Butterick B5153) , einen gewebten Baumwollstoff (den sich mein Mann selbst ausgesucht hat ...), passendes Nähgarn und einen Elastic-Bund (25 mm breit; wichtig: "non-slip", damit das Gummi sich nachher im Bund nicht so leicht verdreht)

Noch ein kurzer Hinweis: Ich verwende ein amerikanisches Schnittmuster mit englischen und französischen Anweisungen und Maßangaben in Inch und Zentimeter. Ich verwende bei meinen Erklärungen sowohl Inch als auch Zentimeter, Ihr braucht Euch also nicht extra amerikanische Messinstrumente zu besorgen, um meinem Tutorial folgen zu können. 
Bevor es mit dem spaßigen Teil losgeht, müssen wir leider erst einmal den weniger spaßigen hinter uns bringen. Da heißt: Stoff vorwaschen, trocknen und bügeln. Mein Tipp hierbei: Falls Ihr vorhabt, die fertige Hose später im Trockner zu trocknen, trocknet euren Stoff nach dem Waschen genau dort. Manchmal gehen Stoffe im Trockner ein und Ihr möchtet ja nicht, dass Eure Hose nach der ersten Wäsche zu klein ist. Wenn Ihr den Stoff vorbereitet habt könnt Ihr entweder eure Schnittmusterteile in der entsprechenden Größe direkt ausschneiden oder Ihr paust alle Teile auf separates Schnittmusterpapier ab. Ich mache immer letzteres um das originale Schnittmuster zu erhalten. Falls Ihr Euch für die Abpaus-Variante entscheidet, übertragt ALLE Markierungen und Beschriftungen.
Nun geht's an's Ausschneiden. Ihr legt Euren Stoff längs halbiert Webkante auf Webkante rechts auf rechts auf den Tisch. Bei dem Schnittmuster, das ich verwende gibt es nur zwei Schnittteile ("Front" und "Back"). Falls Ihr einen gemusterten Stoff verwendet, bei dem das Muster eine bestimmte Richtung hat, vergewissert euch nun, dass Ihr Eure Schnittmusterteile entsprechend auflegt. Ihr wollt nicht, dass bei Eurer fertigen Hose das Muster später auf dem Kopf steht.

Bevor Ihr ein Teil feststeckt, überprüft, dass es im Fadenlauf liegt: Auf jedem Schnittteil befindet sich ein langer Pfeil. Dieser Pfeil soll IMMER parallel zur Webkante, bzw. zum Stoffbruch liegen. Dies könnt Ihr folgendermaßen überprüfen:

Messt am oberen Ende des Schnittmusters vom Pfeil geradewegs bis zur Bruchkante. In meinem Fall sind es hier 8''. (Ich verwende ein Maßband mit Inch-Skala, ihr könnt genauso gut ein Maßband mit metrischer Skala verwenden.) Legt nun einen schweren Gegenstand an die Stelle, von der aus Ihr gemessen habt, damit das Schnittmuster sich an dieser Stelle nicht mehr verschiebt. Nun messen wir weiter unten am Schnittmusterteil vom Pfeil bis Bruchkante. Wichtig hierbei: nicht die Zahl ist entscheidend, sondern, dass bei beiden Messungen oben und unten der gleiche Wert herauskommt, also der Pfeil auf dem Schnittmuster parallel zur Kante liegt. Falls Ihr unten einen anderen Wert habt, müsst Ihr das Schnittteil so lange verschieben, bis Ihr auf den gleichen Wert kommt. Achtet aber darauf, dass sich der obere Teil (den Ihr beschwert habt) nicht wieder verschiebt, denn sonst müsst Ihr von Neuem beginnen. Wenn alles richtig liegt, könnt Ihr das Teil feststecken und ausschneiden und dabei alle Markierungen als Knipse mit der Schere übertragen. Wichtig: Da der Stoff doppelt liegt, schneiden wir von beiden Schnittmusterteilen jeweils zwei spiegelverkehrte Exemplare aus. Ihr solltet also am Ende insgesamt vier Teile haben. Da die Teile sich ziemlich ähnlich sehen, habe ich sie auf der Stoffrückseite beschriftet:

Jetzt geht es endlich an's Nähen. In meinem Schnittmuster sind 5/8'' (1,5 cm) Nahtzugabe enthalten. Zuerst werden die beiden Beininnennähte genäht. Dazu legt Ihr jeweils ein Rückseitenteil rechts auf rechts auf das entsprechende Vorderseitenteil. Achtet dabei darauf, dass die Knipse aufeinander liegen. Dann steckt ihr die Beininnennähte fest...

... und näht und versäubert das Ganze. Die Nahtzugaben müssen danach in Richtung Rückseite ("Back") gebügelt werden. Lasst das Bügeln auf keinen Fall aus. Bügeln ist beim Nähen genauso wichtig wie das Nähen selbst. Also unerlässlich.

Nun müssen wir uns um die Schrittpartie kümmern. Das heißt, wieder stecken, nähen und versäubern. 

In der Anleitung zum Schnittmuster steht außerdem, dass man im Schritt etwa 1/4'' (6 mm) von der ersten Naht eine zweite Naht zur Verstärkung setzen soll. Bei meinen vorherigen Hosen hatte ich diesen Schritt weggelassen. Ein Fehler, denn an dieser Stelle wird die Hose stark belastet. Dieses Mal habe ich die Anweisung befolgt...

Als nächstes müssen wir wieder die Nahtzugabe zur Seite bügeln. Zu welcher Seite ist dabei egal. An dieser Stelle ist das Bügeln etwas schwierig. Macht es aber trotzdem und achtet darauf, dass ihr die Nahtzugabe jeweils zur gleichen Seite bügelt und sich diese nicht verdreht. Wenn ihr das geschafft habt, müssen wir noch die beiden Seitennähte schließen. Also wieder: rechts auf rechts legen, so dass die Markierungs-Knipse sich treffen, stecken, nähen versäubern und dann die Nahtzugaben auf beiden Seiten zur Rückseite hin bügeln.

Und wie Ihr seht, sieht unsere Hose inzwischen auch aus wie eine Hose. Als nächstes kümmern wir uns um den Bund mit Gummizug. Zunächst müsst ihr dazu den Bund erst um 1,5'' (3,8 cm) umbügeln. Ich mache dies immer auf folgende Weise: Zuerst zeichne ich mir parallel zu der Kante, die umgebügelt werden soll, eine Linie im doppelten Abstand des Wertes, der benötigt wird (hier: 1,5'' x 2 = 3''), also im Abstand von 3'' (7,6 cm).

Nun müsst Ihr den Stoff rundherum bis zur Markierung falten und bügeln. 

Achtet dabei darauf, dass Ihr mit viel Dampf bügelt, damit Ihr eine schöne scharfe Falte erhaltet. Danach klappt Ihr die Falte wieder auf. Nun müssen wir den Stoff  um 1/4'' (0,6 cm) umbügeln. Dazu zeichnet Ihr wieder eine Linie parallel zur Kante, diesmal im Abstand von 1/2'' (1,2 cm).

Nun falten wir wieder den Stoff bis zur Markierung und bügeln ihn mit viel Dampf fest. An dieser Stelle ist das etwas fummelig. Passt auf, dass Ihr euch nicht am Bügeleisen oder mit heißem Dampf verbrennt. Am Ende sollte es jedenfalls so aussehen:

Nun klappt Ihr die erste Falte wieder ein und bügelt nochmals rundherum ab.

Als nächstes steppen wir die Kante am unteren Rand ab, etwa im Abstand von 2 bis 3 Millimetern. Ich verwende dazu einen meiner liebsten Nähfüße - einen Kantennähfuß mit Führungslineal. Wenn ihr die Kante absteppt, achtet darauf eine etwa 10 cm große Öffnung zu lassen - wir müssen ja später noch unseren Gummi einziehen. Wenn Ihr Euch unsicher seid, könnt Ihr auch rundherum Nadeln stecken. Ich war dieses Mal zu faul dafür und habe mir nur zwei Nadeln als Markierung für die Öffnung gesteckt.

Außerdem habe ich aus einem Stoffrest noch ein "Etikett" ausgeschnitten, um zu kennzeichnen, wo an der Hose hinten ist. Ich habe es mit der Zackenschere ausgeschnitten, damit es später nicht ausfranst und es auf der Rückseite unter dem Bund festgesteckt. 

Nun geht es endlich an's Absteppen. Das funktioniert am einfachsten mit dem Freiarm der Nähmaschine. Achtet wirklich darauf, dass Ihr nicht mehr als maximal 3 bis 4 Millimeter von der Kante entfernt näht. Wenn der Tunnel zu eng wird, passt dass Gummiband nicht mehr richtig hinein. Zudem wichtig: Am Anfang und am Ende der Naht das verriegeln nicht vergessen!

Als nächstes müssen wir den Gummi einziehen. Vorher müsst ihr noch ausmessen, wieviel Ihr davon benötigt. Legt euch also den Gummi um die Hüfte (an die Stelle, an der später die Hose sitzt). Ihr solltet das Gummi eher stramm halten, aber nicht so, dass es unbequem wird. Wichtig hierbei: Die Enden des Gummis sollten am Ende über etwa 1'' (2,5 cm) überlappen. Nun kürzt ihr es auf die Euch angenehme Länge. An beiden Enden des Gummis befestigt Ihr nun Sicherheitsnadeln. Ich habe relativ große verwendet. Jetzt müsst Ihr das Gummi durch den Tunnelzug ziehen und dabei darauf achten, dass das Ende des Gummis nicht mit im Tunnel verschwindet (die Sicherheitsnadel am Ende des Gummis sollte dies verhindern). Das Durchziehen des Gummis ist ziemlich mühsam. Manchmal bleibt man an den Nahtzugaben hängen und denkt, es geht nicht mehr weiter. Aber keine Sorge, wenn Ihr etwas Rumprobiert, habt ihr das Gummi bald durchgezogen. So sollte es am Ende in etwas aussehen: 

IMG_0796.jpg

Nun kommt der Moment, die Hose anzuprobieren! Dabei könnt ihr sie auf links gedreht lassen. Überprüft nochmal, ob Euch die Weite es Gummis angenehm ist, oder ob Ihr sie vielleicht lieber etwas enger mögt. Steckt Euch die neue Abmessung mit der Sicherheitsnadel fest. Achtet darauf, dass beide Enden 1'' (2,5 cm) überlappen.

Nun schneidet Ihr die überstehenden Enden ab.

Schnipp ...

Schnipp ...

... Schnapp

... Schnapp

Bevor wir gleich die Enden zusammennähen, überprüfen wir, dass sich der Gummi im Tunnel nicht verdreht hat. Danach stecken wir die Enden mit 1'' (2,5 cm) Überlappung zusammen...

..legen das Ganze unter den Nähfuß...

...und nähen mehrmals (4 bis 6 mal) vor und zurück.

Nun könnt Ihr die beiden miteinander verbundenen Enden in den Tunnel legen und die Öffnung schließen. Dabei müsst Ihr das Gummi etwas dehnen. Achtet darauf, am Anfang und am Ende der Naht zu verriegeln und wieder 3 bis 4 Millimeter von der Kante entfernt zu nähen. Falls Ihr an manchen Stellen über den Gummi näht, macht das nichts aus. Am Ende sollte der Tunnelzug komplett geschlossen sein.

Als Letztes müssen wir uns noch um die Säume der Hosenbeine kümmern. Zieht die Hose also wieder an und krempelt sie einlagig hoch, sodass Euch die Länge angenehm erscheint. Achtet dabei darauf, gerade zu stehen. Steckt Euch die gewünschte Länge mit einer Nadel fest. Ihr müsst dies nur an einem Hosenbein machen. 

Nun messt Ihr ab, wie viel Ihr umgekrempelt habt. Bei mir sind es knapp 4'' (10 cm). Lasst Euch nicht durch meine Inch-Lineale irritieren. Da ich meist nach amerikanischen Anleitungen nähe, verwende ich solche hauptsächlich.

Das Stück, welches wir für den Saum umbügeln müssen, sollte nicht breiter als 2'' (5 cm) sein, da die Hose sonst nicht so schön fallen würde. Bei mir sind es ja 4'' (10 cm), daher muss ich beide Hosenbeine um jeweils 2'' (5 cm) kürzen. (Falls Ihr beispielsweise um 15 cm umgekrempelt habt, müsste ihr nun um 10 cm kürzen.)

Ich verwende zum Kürzen mein Patchwork-Lineal und meinen Rollschneider und schneide bei beiden Beinen jeweils 2'' (5 cm) ab. Falls Ihr das nicht habt, könnt Ihr auch alternativ eine Linie in entsprechendem Abstand zur Stoffkante markieren und mit der Schere abschneiden. 

Nun geht's wieder ans Bügelbrett. Wir müssen nun unseren Saum zwei mal um jeweils 1'' (2,5 cm) umbügeln. Damit kommen wir auf die insgesamt 2'' (5 cm). Verwendet hier wieder viel Dampf, damit ihr scharfe Kanten erhaltet. Am Ende sollte jedes Bein in etwa so aussehen:

Ich habe hier wieder meinen Trick zum Umbügeln von Säumen verwendet, den ich oben erklärt habe. Deshalb seht Ihr hier die hellblauen Markierungen.

Ich habe hier wieder meinen Trick zum Umbügeln von Säumen verwendet, den ich oben erklärt habe. Deshalb seht Ihr hier die hellblauen Markierungen.

Nun steckt Ihr beide Säume mit Stecknadeln...

...und näht sie rundherum knappkantig (etwa mit 3 Millimetern zur Kante) fest. 

Nun noch einmal alles abbügeln und dann habt ihr es geschafft!

Falls Euch interessiert, wie Ihr eine optionale Tasche (beispielsweise für ein Smartphone) aufsetzt und dafür ein einfaches Schnittmuster erstellt, seid gespannt auf meinen nächsten Post.

Aufgesetzte Tasche: Schnittmuster erstellen und Konstruktion

Aufgesetzte Tasche: Schnittmuster erstellen und Konstruktion

7 Dinge, die das Free-Motion-Quilten vereinfachen

7 Dinge, die das Free-Motion-Quilten vereinfachen